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Urteil Verwaltungsgericht (AG - AGVE 2007 49)

Zusammenfassung des Urteils AGVE 2007 49: Verwaltungsgericht

Das Verwaltungsgericht hat in einem Fall von Beschwerdelegitimation entschieden, dass kein schutzwürdiges Interesse vorliegt, wenn es nur um die theoretische Klärung einer Rechtsfrage geht. Das Departement Volkswirtschaft und Inneres hat die Handänderungsgebühr teilweise herabgesetzt und die Sache ans Grundbuchamt zurückverwiesen. Es wurde festgestellt, dass die Beschwerdeführer lediglich die unstreitig geschuldeten Fr. 46.- bezahlen müssen. Das Gericht kritisierte das Verfahren des DVI und betonte, dass verspätete Vorbringen den Untersuchungsgrundsatz nicht aufheben. Die Beschwerdeführer hätten den Arrondierungstatbestand bereits im erstinstanzlichen Verfahren beim Grundbuchamt geltend machen sollen, um Verfahrenskosten zu vermeiden.

Urteilsdetails des Verwaltungsgerichts AGVE 2007 49

Kanton:AG
Fallnummer:AGVE 2007 49
Instanz:Verwaltungsgericht
Abteilung:Verwaltungsgericht
Verwaltungsgericht Entscheid AGVE 2007 49 vom 17.12.2007 (AG)
Datum:17.12.2007
Rechtskraft:
Leitsatz/Stichwort:AGVE 2007 49 S.214 2007 Verwaltungsgericht 214 [...] 49 Beschwerdelegitimation. Grundbuchabgaben. Kein schutzwürdiges Interesse...
Schlagwörter: Arron; Arrondie; Abgabe; Arrondierung; Grundbuchamt; Abgaben; Arrondierungstatbe; Recht; Verfahren; Handände; Beschwerdeverfah; Vorbringen; Beschwerdeverfahren; Arrondierungstatbestand; Verwaltungsgericht; Interesse; Kostenverlegung; Entscheid; Handänderungsgebühr; Verwaltungsrechtspflege; Abgabenbefrei; Erlass; Eventualantrag; VRPG;
Rechtsnorm:-
Referenz BGE:-
Kommentar:
-

Entscheid des Verwaltungsgerichts AGVE 2007 49

2007 Verwaltungsgericht 214

[...]

49 Beschwerdelegitimation. Grundbuchabgaben. - Kein schutzwürdiges Interesse - als Voraussetzung der Beschwerde- legitimation -, soweit es lediglich um die theoretische Klärung einer Rechtsfrage geht (Erw. I/2). - Richtiges Vorgehen, wenn eine Befreiung von der Abgabe zufolge Arrondierung (§ 2 Abs. 1 GBAG) beansprucht wird (Erw. I/3). - Auch wenn Vorbringen verspätet erfolgen, hebt dies den Untersu- chungsgrundsatz (§ 20 Abs. 1 VRPG) nicht auf (Erw. I/3). - Kostenverlegung, wenn wesentliche Vorbringen erst verspätet (im Beschwerdeverfahren) erfolgen (Erw. II/2).
Entscheid des Verwaltungsgerichts, 2. Kammer, vom 17. Dezember 2007 in Sachen M.M. gegen Departement Volkswirtschaft und Inneres (WBE.2007.340).
Sachverhalt
In der Beschwerde gegen die Gebührenfestsetzung durch das Grundbuchamt wurde beantragt, die Handänderungsgebühr sei her abzusetzen. In der Begründung wurde als Eventualstandpunkt vorge bracht, wegen der erzielten Arrondierung hätte überhaupt keine Handänderungsgebühr erhoben werden dürfen. Das Departement Volkswirtschaft und Inneres (DVI) prüfte den (Haupt-)Antrag ma-
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teriell, setzte, unter Vorbehalt einer nachträglichen Abgabenbefrei ung, die Handänderungsgebühr in teilweiser Gutheissung der Be schwerde herab und wies die Sache ans Grundbuchamt zurück, damit dieses die Frage der Abgabenbefreiung zufolge vollständiger Arron dierung prüfe; die Rückweisung wurde damit begründet, dass erst im Beschwerdeverfahren vorgebracht worden sei, die erzielte Arrondie rung führe zur Abgabenbefreiung.

Aus den Erwägungen
I/2./2.1. Gemäss § 2 Abs. 1 GBAG werden keine Abgaben er hoben "auf grundbuchlichen Vorgängen, die mit Bodenverbesserun gen (Art. 954 Abs. 2 und Art. 703 des Schweizerischen Zivilgesetz buches) Entschuldungsmassnahmen [...] im Zusammenhang stehen, die einen Bodenaustausch zur Abrundung landwirt schaftlicher Betriebe zum Gegenstand haben, sofern dabei eine volle Arrondierung erreicht wird" (im Folgenden als Arrondierungstatbe stand bezeichnet). Aufgrund der Stellungnahme des Grundbuchamtes Baden steht fest, dass diese Bestimmung zur Anwendung kommt und die Beschwerdeführer lediglich die unstreitig geschuldeten Fr. 46.- (für Auslagen) bezahlen müssen. 2.2. Die Beschwerdebefugnis (Beschwerdelegitimation) setzt ein schutzwürdiges eigenes Interesse voraus (§ 38 Abs. 1 VRPG). An einem solchen Rechtsschutzinteresse fehlt es regelmässig dann, wenn die Beschwerde dem Beschwerdeführer keinen Vorteil bringen kann (Michael Merker, Rechtsmittel, Klage und Normenkontrollverfahren nach dem aargauischen Gesetz über die Verwaltungsrechtspflege [Kommentar zu den §§ 38-72 VRPG], Zürich 1998, § 38 N 129 ff. mit Hinweisen). Die Beschwerdeführer haben kein schutzwürdiges Interesse an einem Entscheid, um wie viel höher die Abgabe wäre, wenn sie nicht ohnehin nur Fr. 46.-- zu berappen hätten. Zur theoreti schen Klärung einer Rechtsfrage (in der Eingabe vom 23. November 2007 wird geltend gemacht, ohne jetzige Entscheidung werde wahr scheinlich bald eine nächste Beschwerde mit diesem Thema einge reicht) steht das Beschwerdeverfahren nicht zur Verfügung (Merker,
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a.a.O., § 38 N 130). Auf die Beschwerde ist daher aufgrund des feh lenden Rechtsschutzinteresses nicht einzutreten. 3. Aus dem Wortlaut von § 2 Abs. 1 GBAG ergibt sich unmiss verständlich, dass der Arrondierungstatbestand nicht zu einem nach träglichen, in einem zweiten Verfahren zu prüfenden Erlass der Ab gabe führt; vielmehr werden von vornherein keine Abgaben gemäss GBAG, sondern lediglich (Kanzlei-)Gebühren erhoben. (Anders ver hält es sich bei teilweiser Arrondierung gemäss § 2 Abs. 2 GBAG, da dort der Regierungsrat, also eine andere Instanz als das die Abgabe festsetzende Grundbuchamt, die Abgabe "angemessen herabsetzen" kann.) Vor diesem Hintergrund ist die Durchführung des vorinstanzli chen Verfahrens zu beanstanden. In der Beschwerde an das DVI be antragten die Beschwerdeführer die Herabsetzung der Handände rungsabgabe von Fr. 1'105.-- auf Fr. 100.--; eventualiter machten sie geltend, es dürfe gar keine Handänderungsabgabe erhoben werden. Wohl ist es widersprüchlich, einen Eventualantrag zu stellen, der materiell weiter geht als der Hauptantrag. In einem solchen Fall macht es Sinn, vorerst den sog. "Eventualantrag" zu prüfen (da bei einer Gutheissung der "Hauptantrag" gegenstandslos wird). Es geht aber nicht an, über den "Eventualantrag" gar nicht zu entscheiden; dies gilt umso eher, als im verwaltungsinternen Beschwerdeverfah ren ohnehin keine Bindung an die Begehren besteht (§ 43 Abs. 1 VRPG). Das DVI hätte deshalb - aufgrund der eingeholten Stellung nahme des Grundbuchamtes, worin dieses den Arrondierungstatbe stand ohne Vorbehalt bejahte - selber entscheiden sollen, ob der Arrondierungstatbestand gegeben sei; allenfalls hätte es (verfahrens ökonomisch wenig sinnvoll) die Abgabenverfügung vollumfänglich aufheben und die Sache zur Prüfung des Arrondierungstatbestandes und anschliessendem Erlass einer neuen Verfügung an das Grund buchamt zurückweisen können. Verspätete Vorbringen heben den Untersuchungsgrundsatz (§ 20 Abs. 1 VRPG) nicht auf und führen vorbehältlich abweichender gesetzlicher Bestimmungen (wie z.B. § 21 Abs. 2 VRPG; § 193 Abs. 3 StG) - nicht zu einer abweichenden materiellen Beurteilung, sondern sind bei der Kostenverlegung zu berücksichtigen (siehe § 33 Abs. 2 Satz 3 VRPG; AGVE 1976,
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S. 307 ff.; 1972, S. 328). Die vorgenommene Aufteilung in ein Verfü gungs- und ein anschliessendes Erlassverfahren war denn auch für eine angemessene Kostenverlegung nicht erforderlich (siehe dazu hinten Erw. II/2). II/2. Die dem Grundbuchamt zum grundbuchlichen Vollzug ein gereichten Unterlagen (Kauf-, Tauschvertrag mit Beilagen) werden praktisch nie eine Beurteilung erlauben, ob es sich um einen Arron dierungstatbestand handelt, und es ist dem Grundbuchamt nicht zu mutbar, von sich aus danach forschen zu müssen (vgl. § 20 Abs. 1 VRPG: "Die Behörden prüfen den Sachverhalt unter Beachtung der
Vorbringen der Beteiligten von Amtes wegen ..."). Die Vorinstanz hat zu Recht festgehalten, dass es Sache der anmeldenden Vertrags parteien (die damit geringere Kosten erreichen wollen) bzw. des No tars ist, gegenüber dem Grundbuchamt den Arrondierungstatbestand geltend zu machen. Die Beschwerdeführer haben dies im vorliegen den Fall unterlassen. ... Hätten die Beschwerdeführer den Arrondie rungstatbestand bereits im erstinstanzlichen Verfahren beim Grund buchamt geltend gemacht und belegt, hätte dieses auf die Abgaben erhebung von vornherein verzichtet. Es war ausschliesslich das saumselige Verhalten der Beschwerdeführer im erstinstanzlichen Verfahren, welches das Beschwerdeverfahren vor dem DVI über haupt nötig machte; deshalb hätte das DVI die Verfahrenskosten so gar vollumfänglich den Beschwerdeführern auferlegen und Partei kostenersatz gänzlich verweigern können (§ 33 Abs. 2 Satz 3 VRPG; AGVE 1976, S. 307 ff.).

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Bitte beachten Sie, dass keinen Anspruch auf Aktualität/Richtigkeit/Formatierung und/oder Vollständigkeit besteht und somit jegliche Gewährleistung entfällt. Die Original-Entscheide können Sie unter dem jeweiligen Gericht bestellen oder entnehmen.

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